|  
             Nach 
              dem Abzug der Waffeninspekteure 1998 wurde es ruhig um Saddam Hussein 
              und seinen Irak. Die Welt erfreute sich am Hightech-Boom, am schnellen 
              Geld und sah mit Wohlwollen dem neuen Jahrtausend entgegen. Hoffnungen 
              rankten sich um das Jahr 2000, als Beginn eines Zeitalters, welches 
              ganz im Zeichen des friedvollen Miteinanders stehen sollte. Wie 
              wir alle nun wissen, trog der Schein. Hinter den Kulissen in Nahost 
              und West werkelte man kräftig an neuen Problemen. Die Internethysterie 
              verlor an Magie und der in sehr kurzen Zeit aufgeblähten Boomblase 
              ging die Luft aus, was ein Platzen dennoch nicht verhinderte. Erste 
              Skeptiker betraten die Wirtschaftsbühne und ließen die 
              Zuschauer abermals vor dem Schreckgespenst Inflation erzittern. 
              Zuvor kam jedoch die große Arbeitslosigkeit und ein neuer 
              US-Präsident. Quasi gewählt vom Volk, aber eigentlich 
              vom Gericht bestimmt. Auf seinen Schultern lastete im Jahr 2000 
              die ganze Last. Egal ob wirtschaftlich oder außenpolitisch 
              gesehen, egal ob innenpolitisch betrachtet, die ganze Welt hielt 
              den Atem an, als George W. Bush zum Präsidenten der Vereinigten 
              Staaten von Amerika, der weltweiten unangefochtenen Nummer Eins 
              in Sachen Wirtschaft, Rüstung, Raumfahrt und noch zig anderer 
              Bereiche des täglichen Lebens ernannt wurde.  
             
              Ernest 
                Hemingway hatte einmal gesagt: 
                Inflation 
                ist das erste Wundermittel des schlecht geführten Staates 
                Das zweite Wundermittel ist der Krieg. Beide bringen zeitweiligen 
                Wohlstand, und beide bringen den endgültigen Zusammenbruch. 
                Aber auf beiden ruht die Hoffnung von Opportunisten in Politik 
                und Wirtschaft. 
             
            Derzeit 
              versucht sich Amerika am zweiten Wundermittel. Die Vorbereitungen 
              sind in vollen Gange. Der eigentliche Gegner, der Irak mit seinem 
              Diktator Saddam Hussein versucht alles, um einen drohenden Krieg 
              und den damit eventuell verbundenen Machtverlust in der Region zu 
              verhindern. Er bot vor kurzem sogar an, Agenten des US-Geheimdienstes 
              CIA bei der Inspektion von Palästen, Fabriken etc. im Irak 
              zuzulassen. Natürlich sollte sich die Anzahl der Spione in 
              Grenzen halten, aber man kann nicht sagen, Hussein hätte nicht 
              alles versucht. Die USA, die eigentlich hocherfreut über dieses 
              Angebot gewesen sein müssten - zum einen weil sie jetzt sogar 
              offiziell Agenten im Irak hätte haben können und zum zweiten, 
              weil gerade die Profis vom CIA die eigentlichen Verstecke der Massenvernichtungswaffen 
              im Irak kennen sollten und damit dem UN-Sicherheitsrat den Kriegsgrund 
              hätten liefern können, den sie brauchen und suchen - lehnte 
              die irakische Offerte ab. Als Begründung gaben sie an, dass 
              die Beweislast auf Seiten des Irak liege. Nun stellt sich natürlich 
              die Frage, wer einen Präventivkrieg führen möchte?! 
              Ich glaube nicht, dass Saddam Hussein in der Lage ist, einen Erstschlag 
              bzw. Überfall auf die Vereinigten Staaten durchzuführen. 
              Der Gedanke könnte dem irakischen Diktator zwar gefallen, mit 
              Sicherheit sogar, aber die Mittel fehlen ihm dazu. Anderer Meinung 
              sind da die Amerikaner und Briten, weshalb man hier auch wieder 
              von den Anglo-Amerikanern sprechen kann. Die kriegerisch-eineiigen 
              Zwillinge, Bush und Blair haben eine solche Angst vor dem Irak und 
              seinem Diktator, dass sie seit dem Abzug der Waffeninspekteure 1998 
              eigentlich schon einen kleinen, aber feinen Präventivkrieg 
              führen. Sie bombardieren mal in der nördlichen, mal in 
              der südlichen Flugverbotszone. Natürlich mit dem ehrenvollen 
              Hintergedanken, die dortigen Bevölkerungsgruppen, unterdrückt 
              von Saddam Hussein und seinen Sunniten, zu schützen. Es scheint 
              dabei reiner Zufall zu sein, dass sich gerade in diesen beiden Flugverbotszonen 
              die größten und reichsten Erdölreserven des Irak 
              befinden. Immerhin der weltweiten Nummer Zwei in diesem Bereich. 
              Den Aufschrei der weltweiten Öffentlichkeit gibt es indes nur, 
              wenn die Iraker sich verteidigen. So wie vor kurzem, als sie eine 
              unbemannte Drohne der Amerikaner abschossen. Den Bildern der Nachrichtenanstalten 
              nach, war es eine vom Typ Predator. Mit deren Hilfe 
              will US-Präsident Bush den neuen Terrorkrieg führen und 
              Terroristen, frei nach texanischem Wildwest-Brauch, dead or 
              alive aufspüren oder gleich vernichten.  
            Aber 
              zurück zum Irak und seinen Waffeninspekteuren. Sie verließen 
              im Jahr 1998 das Land. Vorausgegangen war ein Katz-und-Maus-Spiel, 
              zwischen dem damaligen Chef der UN-Waffeninspekteure, dem Australier 
              Richard Butler, den Vereinigten Staaten um US-Präsident Clinton 
              und Saddam Hussein. Im Nachhinein wird es immer zu ungunsten des 
              Irak geschildert. Nicht vergessen darf man an dieser Stelle, dass 
              der Abzug der UN-Waffeninspekteure mit Bombardements der Amerikaner 
              einhergingen. Butlers Vorgänger Rolf Ekeus, der das UN-Inspektionsteam 
              von 1991 bis 1997 leitete, hatte 1996 mit dem Irak eine Übereinkunft 
              ausgehandelt, die die Modalitäten zur Durchsuchung sogenannter 
              sensibler Einrichtungen betrafen. Sollten die UN-Waffeninspekteure 
              an einen von den Irakis als sensibel deklarierten Ort 
              kommen, sollte ein vierköpfiges Inspektionsteam unverzüglich 
              Zugang erhalten. Dieses sollte dann untersuchen, ob dieser Ort etwas 
              mit Massenvernichtungswaffen zutun habe, oder ob es sich tatsächlich 
              um einen sensiblen Ort handelt. In diesem Fall war die 
              Inspektion zu beenden. Sowohl der UN-Sicherheitsrat, als auch die 
              Irakis hatten dieses Vorgehen gebilligt und es war praktikabel. 
              Im Oktober 1998 kündigte Butler den Rückzug aller Inspekteure 
              an. Zuvor hatte sich Hussein mehrfach gewehrt, amerikanische Inspekteure 
              in sein Land zu lassen, da er von deren Seite Manipulation und Spionage 
              erwartete. Dann lenkte er jedoch ein, verlangte aber, dass die Amerikaner 
              nur die laufenden Kontrollen durchführen dürften. 
              Butler sah dies als Affront und zog alle Inspekteure ab. Daraufhin 
              bereiteten sich die Amerikaner auf eine Bombardierung des Irak vor. 
              Dann gelang es dem damaligen UN-Generalsekretär doch noch, 
              die Iraker zur bedingungslosen Rückkehr der Waffeninspekteure 
              zu bewegen. Die USA wollten trotzdem bombardieren lassen. Ein Herumschubsen 
              der Weltmacht von der UNO, das geht nun wirklich nicht.  
            Am 
              30. November traf sich ein ranghohes Mitglied des amerikanischen 
              Nationalen Sicherheitsrates mit Butler. Er legte ihm einen Zeitplan 
              für die Bombardements vor und sie sollten zeitgleich mit den 
              Inspektionen starten. Damit wurden die Inspektionen als Vorwand 
              für eine Bombardierung benutzt. Jetzt fehlte nur noch ein triftiger 
              Grund. Hier kommen dann die sensiblen Einrichtungen 
              wieder ins Spiel zurück. Butler ließ von einem Inspektionsteam 
              das Hauptquartier der Baath-Partei in Bagdad durchsuchen. Die Iraker 
              deklarierten diese als sensible Einrichtung, was sie 
              wohlweißlich auch ist. Sie ließen ein vierköpfiges 
              Team der UN-Waffeninspekteure, wie im mit Ekeus abgeschlossenen 
              Rahmenpaket, zu. Die Inspekteure erklärten daraufhin die Modalitäten 
              dieses Rahmenpaketes zur Inspektion sensibler Einrichtungen einseitig 
              für ungültig und forderten die Zulassung des gesamten 
              Inspektionsteams. Die Iraker ließen sich auf einen Kompromiss 
              ein und ließen sechs Inspekteure das Hauptquartier der Baath-Partei 
              nach Massenvernichtungswaffen durchsuchen. Gefunden wurde nichts. 
              Daraufhin forderte der Leiter des Inspektionsteams, im Namen von 
              Richard Butler, die Irakis dazu auf, ein viel größeres 
              Team zur Durchsuchung zuzulassen. Die Iraker beriefen sich auf die 
              mit Ekeus ausgehandelten Modalitäten und verweigerten eine 
              nochmalige Inspektion. Daraufhin zogen sich die Inspekteure zurück 
              und erstatteten Butler Bericht. Dieser wiederum führte diesen 
              Vorfall als eklatante Missachtung des Mandats des UN-Sicherheitsrates 
              an und ließ das Team auf Befehl der Amerikaner, nicht des 
              UN-Sicherheitsrates!!! abziehen. Die Bombardierung konnte beginnen 
              und die Verteufelung des Irak wurde fortgesetzt.  
            Bis 
              nach den Terroranschlägen auf New York, dem nachfolgenden Antiterror-Krieg, 
              der damit einhergehenden Bekämpfung der Taliban in Afghanistan, 
              plötzlich der Irak wieder im Fokus der Amerikaner auftaucht, 
              genauer gesagt als Spitze der Achse des Bösen. 
              Vier Jahre nachdem die UN-Waffeninspekteure den Irak verlassen hatten, 
              kehrten sie zurück. Zum Glück für den Rest der Menschheit, 
              denn die USA wollten und wollen noch immer einen Krieg gegen Saddam 
              Hussein und den Irak. Um von innenpolitischen Problemen in der USA 
              abzulenken scheint es, wird auf dem außenpolitischen Schachfeld 
              die Grand Dame der Freiheit in Stellung gebracht. Sie soll dem unterdrückten 
              Land Irak dieselbige bringen. Eng verbunden mit der Demokratie. 
              Letzteres bleibt freilich Definitionssache. Aber das scheint erst 
              einmal nicht sonderlich zu interessieren. Hauptsache man hat die 
              US-Präsidentschaftswahlen 2004 im Blick und scheitert nicht 
              bereits nach einer Amtsperiode wie der Vater. Ein Schelm, wer da 
              an psychologische Probleme, oder gar Kindheitstraumatika bei George 
              W. Bush denkt. Der Führer der Ersten Nation der Welt, mit einer 
              Machtfülle ausgestattet, dass selbst Cäsar, Alexander 
              der Große oder Napoleon vor Neid erblasst wären. Alles 
              wird wieder hollywoodgerecht in Szene gesetzt. Hier auf der einen 
              Seite, in der blau-weiß-roten Ecke der Demokratie, der Beschützer 
              der westlichen Welt, der Heiland aus der Neuen Welt. Er tritt an, 
              in einem apokalyptischen Kampf um die Herrschaft der Welt, gegen 
              den Herausforderer, gezwungenermaßen, gegen die Inkarnation 
              des Teufels, ein Zwitterwesen aus Hitler, Stalin und Ceaucescu. 
              Weiß gegen Schwarz. Gut gegen Böse. Das Licht gegen das 
              ewig Finstre. So liest man es. So sieht man es. So hört man 
              es. Aber ist es auch so? Ist Saddam Hussein der neue Adolf Hitler? 
              In der Harald-Schmidt-Show ginge jetzt ein Raunen durch das Publikum: 
              Oooh, ein Hitler-Vergleich... Bisher hat jeden so etwas den Kopf 
              gekostet. Ich sage nur: deutsche Justizministerin. Aber ist an diesem 
              Vergleich etwas dran? Was wird ihm vorgeworfen? Was Hussein im Vorfeld 
              dieser neuen Propagandaschlacht vorgeworfen wurde, zum Teil zu Recht, 
              wissen wir. Aber warum will Bush, so weit entfernt vom heimischen, 
              texanisch-sicheren Schoß einen Krieg vom Zaun brechen und 
              damit, ähnlich wie sein Vater, wieder Gott spielen und über 
              das Leben von hunderttausend und noch mehr Menschen gebieten? Wer 
              gibt ihm das Recht dazu? Ihm Bush, einem undemokratisch gewählten 
              US-Präsidenten, der zuzeiten des Vietnamkrieges, dank seines 
              Vaters eine Stelle bei den Veteranen absitzen durfte, anstatt die 
              Greuel des Krieges am eigenen Leibe zu erfahren und damit einschätzen 
              zu können, was er den am Krieg Beteiligten mit seiner Entscheidung 
              pro Irakkrieg antun wird. Was wird dem Diktator Hussein neuerdings 
              vorgeworfen, das einen Krieg rechtfertigen würde? 
            
              - Besitz 
                oder Herstellungsmöglichkeiten von Atomwaffen
 
              - Besitz 
                oder Herstellungsmöglichkeiten von chemischen Waffen
 
              - Besitz 
                oder Herstellungsmöglichkeiten von biologischen Waffen
 
              - Besitz 
                oder Potenzial für die Herstellung von Raketen mit Reichweiten 
                bis in die USA
 
              - Verbindungen 
                zur Terrororganisation Al-Quaida
 
             
            Und: 
              Demokratie für den Irak!!! Hurra. Na allein schon dafür 
              lohnt es sich, als US-Soldat zu kämpfen. Demokratie. Ein Schlagwort, 
              für das jeder Bewohner der westlichen Hemisphäre bereit 
              wäre, sein Leben zu geben. Das wird einem zumindest von Seiten 
              der Medien suggeriert.  
            Aber 
              zu den Anschuldigungen. Ich beziehe mich jetzt in erster Linie auf 
              die Aussagen des ehemaligen UN-Waffeninspekteurs Scott Ritter aus 
              seinem Buch Krieg gegen den Irak. 
            Punkt 
              1 - Atomwaffen: Ritter ist der Meinung, dass 1998, als er mit 
              den anderen Waffeninspekteuren den Irak verließ, die Infrastruktur 
              und die Anlagen zur Herstellung und Entwicklung von atomaren Waffensystemen 
              vollständig und zu 100 Prozent zerstört worden sind. Wir 
              können ohne Abstriche sagen, dass die industrielle Infrastruktur, 
              die der Irak zur Herstellung von Atomwaffen benötigt, zerstört 
              wurde. 100 Prozent. Der Irak hätte also völlig von 
              vorn anfangen müssen. Die wissenschaftlichen Kapazitäten 
              hatten sie. Das ist allerdings nicht illegal. Auch bestünde, 
              laut Ritter, durchaus die Möglichkeit, dass die Iraker wieder 
              mit dem Gedanken spielen ein Atomwaffenprogramm aufzubauen. Er weist 
              dann aber auf die Realitätsferne eines solchen Projektes hin. 
              Die Iraker müssten praktisch aus dem Nichts Anlagen zur 
              Anreicherung von Nuklearmaterial und zur Waffenproduktion aufbauen. 
              Die Kosten würden sich auf zig Milliarden US-Dollar belaufen. 
              In einem Land, das durch ein Wirtschaftsembargo die Luft zum Atmen 
              genommen wird und ohne eine Möglichkeit der Kreditaufnahme 
              im Ausland, dürfte das Aufbringen dieser Summer unmöglich 
              sein. Zusätzlich erschwerend käme hinzu, dass man die 
              industrielle Infrastruktur benötigen würde. Denn allen 
              amerikanischen Unkenrufen zum Trotz, lassen sich Atomwaffen nicht 
              im Keller von Oma Käthe bauen. Enorme Mengen an Strom und geschützte 
              Technologien wären nötig. Diese sind jedoch auf dem freien 
              Markt nicht oder nur kaum zu haben. Zudem verfügt der UN-Sicherheitsrat 
              über Protokolle, die zeigen, dass das Atomwaffenprogramm vollkommen 
              zerstört wurde. Außerdem könnte der Irak einen Neuaufbau 
              einer für die Atomwaffenherstellung benötigten Gaszentrifugenanlage 
              nicht geheim halten, wegen der enormen Energiemengen die benötigt 
              werden und wegen der Hitze, die bei diesen Prozessen entsteht. Kriegsgrund 
              Atomwaffen ist damit Geschichte. Trotzdem setzten dieses Thema die 
              Amerikaner immer gern ein, weil sich wohl die meisten Menschen noch 
              an die schrecklichen Bilder ais Hiroshima und Nagasaki erinnern, 
              wo amerikanische Atomwaffen an lebendem Material getestet 
              wurden. Solch ein Vernichtungspotenzial nicht in Händen demokratisch 
              gewählter Präsidenten, sondern in der zittrigen Hand eines 
              Diktators der Dritten Welt...kaum auszudenken.  
            Punkt 
              2 - chemische Waffen: Nach Scott Ritter produzierte der Irak 
              drei verschiedene Nervengifte: Sarin, Tabun und VX. Die Herstellung 
              fand in einer (!) Anlage in der Region Muthanna statt. Diese 
              riesige Produktionsstätte für chemische Waffen wurde im 
              Golfkrieg bombardiert, danach kamen die Waffeninspekteure und vernichteten 
              alles, was davon noch übrig war. Damit verlor der Irak die 
              Grundlage für die Herstellung von Tabun und Sarin. Die 
              Befürworter für einen zweiten Krieg gegen den Irak sprechen 
              von 20.000 Sprengköpfen, die mit Sarin und Tabun gefüllt 
              sind. Diese Mengen müssten, da die Anlage im ersten Irakkrieg 
              zerstört wurde, schon vorher hergestellt worden sein. Einziges 
              Problem: die Lebensdauer. Sie beträgt lediglich fünf Jahre. 
              Selbst wenn die Irakis also vor den Bombardierungen und Inspektionen 
              etwas versteckt hätten, wäre es heute schlicht und ergreifend: 
              unbrauchbar. Es ist dann kein wirksamer chemischer Kampfstoff 
              mehr, vor dem sich die Welt zu fürchten hätte. Bliebe 
              also noch VX. Dieses hochkompliziert herzustellende Gas geisterte 
              erst vor kurzer Zeit wieder durch die Fernsehstationen und Gazetten. 
              Aber auch hier schließt Ritter einen irakischen Bestand aus. 
              Auch hier wurden die Anlagen zerstört, die Infrastruktur zur 
              Herstellung vernichtet. Auch hier liegen Zerfallsprozesse vor, die 
              bei einer Lebensdauer von fünf Jahren, das Gas als Nervengift 
              unbrauchbar machen. Auch hier wird der Neuaufbau einer Anlage nach 
              1998 ausgeschlossen. Die technische Möglichkeit habe zwar bestanden, 
              meint Ritter, allerdings hätten die technischen Fähigkeiten 
              hierzu nicht mehr bestanden. Die Iraker hätten bei Null anfangen 
              müssen. Sie hätten sich die komplizierten Instrumente 
              und Anlagen bzw. Technologien über Scheinfirmen beschaffen 
              müssen. Ritter hält dies, ohne internationale Aufmerksamkeit 
              zu erregen, für undenkbar. Per Satellit wird das Land überwacht, 
              Abgase oder Gammastrahlen, wie bei einem Atomwaffenprogramm wären 
              nicht unentdeckt geblieben. 
            Punkt 
              3 - biologische Waffen: Innerhalb des Inspektionszeitraumes 
              von 1991 bis 1998 wurden über 1.000 (!) Einrichtungen untersucht. 
              Ritter: ...ein paar hundert davon sogar mehrmals. Die 
              Iraker verfügten damals über sehr große Mengen Anthrax, 
              also Milzbranderreger, in flüssiger Form. Zusätzlich produzierten 
              sie noch Botulinumtoxin, in beträchtlicher Menge und ebenso 
              flüssig. Es war waffenfähig und Bomben und Sprengköpfe 
              wurden damit bestückt. Andere in den heutigen Medien oft vorkommende 
              Horrorwaffen a la Ebola, Pocken etc. fanden die Inspekteure jedoch 
              nicht. Ab 1995, als die Iraker zugaben diese biologischen Waffen 
              zu besitzen wurden sie von den Inspekteuren unbrauchbar gemacht 
              und die dazugehörigen Anlagen zerstört. Die Lebensdauer 
              von Anthrax, ehe es zu keimen anfängt und es somit unbrauchbar 
              wird, beträgt drei Jahre. Ritter schließt damit auch 
              den Bestand an biologischen Waffen im Irak aus. Auch Botulinumtoxin 
              hält nur drei Jahre. Die Forschung und Entwicklung von biologischen 
              Waffen wurde besonders überprüft. Jede forschungs- und 
              Entwicklungseinrichtung, jede Universität, jede Schule, jedes 
              Krankenhaus, ja sogar jede Bierbrauerei wurde daraufhin untersucht. 
               
            Punkt 
              4 - Trägersysteme: Besitzen darf der Irak Raketen mit einer 
              Reichweite von bis zu 150 km. Alles was darüber liegt, ist 
              verboten. Die Iraker forschten an zwei Antriebssystemen: Feststoff- 
              und Flüssigantrieb (Al-Samud). Aber im Jahr 1998 waren die 
              internationalen Waffenexperten sich sicher, dass es mindestens noch 
              fünf Jahre dauern würde, bis die Raketen einsatzfähig 
              wären. Und dies bei Aufhebung der Wirtschaftssanktionen , also 
              quasi freiem Zugang zum Markt. Ritter weist auch das Vorhandensein 
              von Mehrstufensystemen und Clusterbomben zurück, an denen die 
              Irakis zwar ebenfalls forschten, aber sie selbst bei freiem Marktzugang 
              und Zugriff auf die entsprechenden Technologie, nicht herstellen 
              konnten. Selbst wenn sie das nötige Know-How irgendwann einmal 
              besäßen, müssten sie jede Menge Tests durchführen, 
              im Freien. Unter Geheimhaltung versteht man da allerdings im allgemeinen 
              etwas anderes. Von der CIA ins Gespräch wurden dann die tschechoslowakischen 
              einmotorigen Jets mit der Bezeichnung L-29. Sie könnten als 
              Trägersystem für Bomben und Raketen verwendet werden, 
              meinte der US-Geheimdienst. Israelische Experten sehen dies anders. 
              Ein Umbau hätte unweigerlich Folgen für die Reichweite 
              und den Treibstoffbedarf. Sie sehen darin keine bedrohliche Waffe. 
              Die Israelis müssen es wissen. Sie wurden im 1. Irakkrieg (Golfkrieg) 
              mit Raketen des Irak beschossen. 
            Bleiben 
              noch die angeblichen Verbindungen zu Al-Quaida. Spätestens 
              hier erkennt man, dass die amerikanische Regierung nach fadenscheinigen 
              Beweisgründen sucht, um einen Krieg gegen den Irak loszutreten. 
              Saddam Hussein ist ein säkularer Diktator. Er hat in den letzten 
              dreißig Jahren seiner Herrschaft den islamischen Fundamentalismus 
              auf das Schärfste bekämpft und ihn zerschlagen Er führte 
              nicht zuletzt auch wegen des islamischen Fundamentalismus Krieg 
              gegen den Iran und Ajatollah Chomeini. Die Iraker haben heute Gesetze, 
              wonach jemand, der für den Islam im allgemeinen und den Wahabbismus 
              im speziellen Anhänger wirbt, mit dem Tod bestraft wird. Usama 
              bin Ladin, der wahabbitischen Glaubens ist, bezeichnete Hussein 
              indes als Abtrünnigen, der getötet werden müsse. 
              Bin Ladin verurteile zwar die Sanktionen gegen den Irak, allerdings 
              gehe es ihm in erster Linie um die Zivilbevölkerung des Irak, 
              so Ritter. Es gab auch nie eine Verbindung von Mohammed Atta zu 
              Saddam Hussein. Atta wurde genau in der Zeit in Florida gesehen, 
              als er sich mit irakischen Geheimdienstleuten in Prag angeblich 
              getroffen haben soll. Das angeblich Terroristenausbildungscamp in 
              Salman Pak ist ein Trainingslager zur Befreiung von Geiseln. Es 
              wurde zu diesem Zweck Mitte der 80ziger Jahre vom britischen Geheimdienst 
              gebaut. Jeder Staat, der eine nationale Fluglinie hat und Terrorangriffe 
              zu erwarten hat, musste so ein Camp aufbauen. Der Irak wurde zur 
              damaligen Zeit vom Iran und von Syrien mit Terroristen bedroht. 
              Als die nationale Fluglinie 1992 dicht machen musste, übernahm 
              der Geheimdienst das Gelände, genauer gesagt die Abteilung 
              für äußere Bedrohungen. Diese Abteilung wurde geschaffen, 
              um Kurdistan und insbesondere das Eindringen islamisch-fundamentalistischer 
              Elemente aus Kurdistan und dem Iran zu bekämpfen. Es handelt 
              sich also nicht um ein Trainingscamp für islamisch-fundamentalistische 
              Terroristen, sondern um ein Trainingslager zur Bekämpfung eben 
              dieser. 
            Man 
              sieht, die Anschuldigungen und Verdächtigungen gegenüber 
              dem Irak stehen, wenn überhaupt, auf sehr tönernen Füßen. 
              Ein etwaiger Krieg, wie er in immer mehr Kreisen erwartet wird, 
              ist kaum mehr zu verhindern. Während US-Präsident Bush 
              seinen Weihnachtstruthahn verspeist und seine Weihnachtsferien genießt, 
              wird die restliche Welt durch die noch immer kritischen Medien auf 
              einen Krieg gegen den Irak eingeschworen, dessen Folgen nicht absehbar 
              sind und jedwede Vorstellungskraft übertreffen werden. In der 
              christlichen Rechten Amerikas sieht man die Zeit des Armageddon 
              bereits gekommen. Die Erlösung ist greifbar nahe. Die neoliberalen 
              Konservativen haben die Hand auf dem roten Knopf und nur 
              die Weltbevölkerung ist das noch unentschlossene Zünglein 
              an der Waage. Die Tendenz zeigt stark auf Krieg. Aber die Hoffnung, 
              auf Frieden, stirbt wie immer - zuletzt. 
             
                
                Einführung 
                  
                Historie 
                  Wie 
                es zum ersten Irak-Krieg kam...... 
                  Folgen 
              Weitere 
                Artikel: 
                  
                "6 Kriterien 
                für einen gerechten Krieg" 
                  Der 
                Krieg hat begonnen - Bushs Erklärung zum Kriegsbeginn (Kommentar) 
                  Der 
                Krieg ist vorbei! (Kommentar) 
             
            zur 
              Übersicht 
           |