"Bush at War"
von Thomas Badtke

Der Krieg hat begonnen. Kurz nach 3.30 Uhr (MEZ) schlugen die ersten "Marschflugkörper" in Bagdad ein. Kurz darauf meldete sich George W. Bush und sprach zum amerikanischen Volk:

"Liebe Landsleute. Zu dieser Stunde befinden sich amerikanische und verbündete Streitkräfte in der Anfangsphase der militärischen Operationen zur Entwaffnung des Iraks, um seine Bevölkerung zu befreien und die Welt vor einer ernsten Gefahr zu schütze..."

Wenn Heuchelei weh tun würde, müsste George W. Bush die ganze Zeit schreiend durch die amerikanische Prärie laufen. Aber leider geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung, wie der Wunsch von Millionen und Abermillionen von Menschen auf dieser Welt nach Frieden nicht in Erfüllung ging. Verantwortlich kann dafür nur ein Mann gemacht werden, der Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte und US-Präsident in Personalunion, George W. Bush. Während auf jedem Kontinent der Erde die Menschen für Frieden auf die Straßen gingen, ihren Regierungen z.T. heftigst wiedersprachen, erklärte Bush die Vereinten Nationen für obsolet. Nichts Neues, schließlich setzte er bereits unter das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz keine Unterschrift und war auch gegen die Einrichtung eines Internationalen Gerichtshofes. Jetzt weiß man warum. Obwohl fest steht, dass zwei Juristen, mindestens drei verschiedene Meinungen zu Gesetzestexten haben, und man somit über die Legitimation dieses Präventivkrieges streiten kann, bin ich der Meinung, dass er gegen die UN-Charta verstößt und damit rechts- und völkerwidrig ist.

"......Mehr als 35 Länder gewähren entscheidende Unterstützung, von der Benutzung von Marine- und Luftwaffenstützpunkten bis hin zu Informationen und Logistik zum Einsatz von Kampfeinheiten. Jedes Land dieser Koalition (vormals als Koalition der Willigen bekannt) hat entschieden, die Pflicht und die Ehre zu übernehmen, sich an unserer gemeinsamen Verteidigung zu beteiligen...."

Die Ehre musste wieder her halten. Bush spricht von einer "gemeinsamen Verteidigung", aber was er verteidigen will, bleibt unklar. Die Freiheit und Demokratie kann es ja nicht sein, da gerade er es war, der die Rechte seiner Bürger in einem nie da gewesenem Ausmaß beschnitten hat. Ich bezweifle auch, dass die unterstützenden 35 Länder, dies aus freiem Willen tun.

Im Vorfeld einer UN-Sicherheitsratsabstimmung hat Amerika hingegen kräftigen Druck auf Länder wie Angola, Chile, Guinea und Kamerun ausgeübt und ihnen gedroht, Hilfslieferungen und Dollarzahlungen zu streichen, falls sie sich nicht hinter die Meinung der Vereinigten Staaten stellen würden. Zum Glück möchte man da sagen, kam es nicht zu einer weiteren UN-Abstimmung. Hinter Amerikas Kriegskurs stehen Länder wie Großbritannien, Spanien, Polen, Australien, Bulgarien und Ungarn. Nur mit einem Unterschied: während in Amerika mittlerweile die Medien wieder einmal ihr Tagwerk vollbracht und die amerikanischen Bürger Richtung Kriegslust manipuliert haben (mehr als die Hälfte unterstützen den Bush-Weg), sind in den restlichen Ländern die Großteile der jeweiligen Bevölkerung gegen eine Kriegsbeteiligung ihres Landes gewesen. Das hielt die Herren Politiker aber nicht davon ab, Bush in den Allerwertesten zu kriechen. Allen voran Tony Blair und der Spanier Aznar. Beide haben nun mit Zustimmungswerten, so niedrig wie nie, in der Bevölkerung zu kämpfen. Ihr politisches Ende ist näher, als eine schnelle Beendigung des Irakkrieges. Nur noch knapp 17 Prozent stehen hinter Aznar, dass sind selbst für uns Deutsche, besser gesagt für die Sozialdemokraten, noch katastrophale Werte. Aber auch in Polen, Ungarn und Australien teilt die Bevölkerung den Kurs der jeweiligen Regierung bei weitem nicht. Neuerdings haben sich die Niederlande und Dänemark an Bush gewandt, um ihm dabei zu helfen, den "Schlächter von Bagdad" (amerikanische Propaganda aus dem vorherigen Golfkrieg) zu stürzen.

"......In diesem Konflikt steht Amerika einem Feind gegenüber, der Konventionen des Krieges oder moralische Regeln missachtet...Wir kommen in den Irak mit Respekt für die Bevölkerung, für seine große Zivilisation und für die Religionen, die sie ausübt. Wir haben keine Ambitionen, außer die Bedrohung zu beseitigen und die Kontrolle der Bevölkerung über ihr eigenes Land wieder herzustellen."

Ich will ja nicht haarspalterisch sein oder päpstlicher als der Papst, der übrigens auch gegen den Krieg war, aber wer ließ denn unschuldige Japaner in Hiroshima und Nagasaki jämmerlich zu Grunde gehen, nur um zwei neue Waffen zu testen? Wer setzte denn Napalm im Vietnamkrieg ein? Auf wessen Kosten geht denn die biologische und chemische Aufrüstung im Irak? Wessen Waffen sorgten denn dafür, dass es ein "Golfkriegssyndrom" gibt? Wer rüstete denn Usama bin Ladin auf? Ich glaube nicht, dass es Saddam Hussein war. Gut, George W. Bush himself war es teilweise auch nicht, aber die Leute im Hintergrund. Ein Rumsfeld und ein Cheney sind bereit seit Jahrzehnten in der hohen amerikanischen Politik zu Hause. Sie wissen was gespielt und wie es gespielt werden muss.

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Amerikaner jemals Respekt vor irgendeiner Kultur gezeigt haben. Erst nachdem ihre eigene "Kultur" angegriffen wurde, kümmerten sie sich mit Waffengewalt um die Taliban, die zuvor ein mehrere tausend Jahre altes Kulturgut, die beiden größten Buddhastatuen der Welt in Bahmian zerstört hatten. Und ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die mesopotamische Hochkultur, eine die älter ist als z.B. die europäische, in den Überlegungen der schützenswerten Dinge im Irak für den amerikanischen Präsidenten keine Rolle spielt. Eher schon die irakischen Ölbohrtürme und -lagerstätten. Den "Respekt für die Religionen" kann er sich wohl auch schenken, soweit ich weiß, heißt es in den 10 Geboten: Du sollst nicht lügen. Und Du sollst nicht töten. Bush scheint aber nicht nach diesen Geboten zu handeln, obwohl er seit seiner Errettung vom "Teufel Alkohol" ein wahrer Gläubiger geworden zu sein scheint. Jetzt will er seinen nächsten Teufel austreiben, der da Saddam Hussein heißt und der seinem Vater die Wiederwahl als US-Präsident gekostet hat. Auge um Auge......

"......dies wird kein halbherziger Feldzug, und wir werden als Ergebnis nur den Sieg akzeptieren...wir werden den Frieden verteidigen. Wir werden Anderen den Frieden bringen. Und wir werden siegen. Möge Gott unser Land schützen und alle, die es verteidigen."

Damit schloss die Rede Bushs an seine Nation. Eine Nation, die zu 90 Prozent ihre Informationen von den beiden Nachrichtensendern CNN und Fox News bekommt, wobei letztgenannter Sender derjenige ist, der Bush nur nach dem Mund redet. "Bush TV" nennt man ihn in den Staaten. Als Europäer dachte man bisher CNN sei der Haus-und-Hof-Sender des Weißen Hauses. Aber man kann sich ja mal irren. Fox News gehört übrigens Rupert Murdoch, einem Mann, der auch nicht vor Eingriffen in das politische Leben zurückschreckt. Zu seinen größten Feinden erklärte er erst jüngst wieder einmal Tony Blair. In Australien hat er es bereits geschafft einen Ministerpräsidenten so zu diskreditieren, dass dieser die Wahl verlor. Er besitzt eine - wenn nicht die größte - Meinungsmacht auf dieser Welt. Sowohl in Asien, als auch in Europa und Amerika ist er aktiv. Aber das nur am Rande. Zum Schluss ein Bonmot: Laut einer Umfrage in Amerika glauben mittlerweile 44 Prozent der Bevölkerung, dass mehr als die Hälfte der Attentäter des 11. September aus dem Irak kommen.

Bush will die Welt durch einen auch "länger andauern könnenden Krieg" vor Hussein schützen. Danke, George W. Bush. Du bist zu gütig. Ganz nach dem christlichen Motto: Liebe Dich selbst, wie Deinen Nächsten.

Aber wer schützt die Welt nun vor George W. Bush???

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