Tips für Börsenneulinge
von Carsten Lexa
28.06.2003
Wer sich entschieden hat, sein Geld nicht mehr dem Sparbuch (und damit den Banken) mit seinen Minizinsen anzuvertrauen, sondern sein Glück an der Börse zu suchen, läuft Gefahr, sein Geld zu verlieren. Denn den Chancen an der Börse stehen entsprechende Risiken gegenüber. Besonders der "Börsenneuling" ist noch nicht ausreichend gewappnet gegen die Tücken der Börsenbewegungen. Das Investorweb möchte deshalb an dieser Stelle speziell den Neulingen ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben, um zumindest über ein grundlegendes Rüstzeug zu verfügen.
  • Die Entscheidung, sein Erspartes an der Börse erfolgreich zu vermehren, wird oftmals viel zu schnell in die Tat umgesetzt. So schnell, dass meistens nicht einmal mehr die Zeit zu bleiben scheint, sich vorher zumindest die elementaren Grundkenntnisse anzueignen. Dabei ist das doch gar nicht so schwer - und darüber hinaus auch unabdingbar, denn wenn Sie ein Auto kaufen, informieren Sie sich doch auch ausführlich und kaufen nicht einfach drauflos! Das Gleiche gilt auch für die Börse. Basisliteratur erhalten Sie in begrenztem Umfang oftmals bei ihrer Hausbank, darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe an Literatur für Einsteiger und Fortgeschrittene (werfen Sie doch auch mal einen Blick in unsere Rubrik "Buchempfehlungen"). Das hierfür aufzuwendende Kapital und das bißchen Zeit zum Lesen stehen schließlich in keinem Vergleich zu den vermeidbaren Kursverlusten, die unerfahrene Anleger ansonsten bei ihren ersten Schritten im Börsengeschäft erleiden können.
  • Kaufen Sie Ihre Wertpapiere niemals auf Kredit! Oft bieten Banken diese Möglichkeit an, wobei die erworbenen Wertpapiere dann als Sicherheit für das geliehene Geld dienen. Aber Sie dürfen dabei nicht vergessen, daß Wertpapiere anders als zum Beispiel Häuser, die als Sicherheit für einen Hypothekenkredit dienen, schon von heute auf morgen starken Schwankungen ihres Wertes unterliegen können. Und so könnte es passieren, dass die Kurse fallen, die Kreditsicherung dadurch nicht mehr gewährleistet ist und die Bank von Ihnen den Verkauf der Papiere verlangt. Dann stehen Sie plötzlich ohne Wertpapiere, dafür aber mit hohen Restschulden da, weil Sie die Aktien oder Anleihen mit Verlust verkaufen mussten. Und nicht selten muss man dann auch noch mit ansehen, wie die Kurse wieder kräftig steigen, kaum, dass man selbst hatte verkaufen müssen!
  • Sie sollten nur den Teil Ihrer Ersparnisse an der Börse anlegen, den Sie wirklich in den nächsten Jahren nicht brauchen werden. Auf lange Sicht (mehr als 10 Jahre) erzielt man mit einer Geldanlage in Aktien eine bessere Rendite als mit jeder anderen Anlageform. Bei entsprechend langfristigem Anlagehorizont steckt man auch einen Börsencrash weg. Ganz anders sieht es aber aus, wenn man im Nachhinein plötzlich merkt, dass man das investierte Geld doch eigentlich dringend braucht! Dann kann es in der Tat geschehen, dass man ausgerechnet in dem Moment verkaufen muss, zu dem die Kurse gerade niedrig stehen. Ihr Ziel sollte aber sein, billig zu kaufen und teuer zu verkaufen! Also: Notgroschen gehören nicht an die Börse!
  • Und schließlich: Fangen Sie mit "konservativen" Wertpapieren an! Es ist natürlich richtig, dass man mit Optionen und Futures weitaus mehr Gewinne erzielen kann als mit normalen Aktieninvestments. Doch um diese Chancen auch wirklich voll nutzen zu können, sollte man bereits einige Erfahrungen an der Börse gemacht haben und vor allem in der Lage sein, die Märkte täglich zu verfolgen. Wer sich also nicht regelmäßig um seine Engagements kümmern kann oder will, sollte nicht der Verlockung höherer Gewinne erliegen, denn eine höhere Chance erkauft man sich nur mit höheren Risiken. Und einem Volltreffer steht dann sehr schnell das Risiko eines Totalverlustes gegenüber.
Wenn Sie die obigen Ratschläge beherzigen, dann werden Ihnen einige der vielen Anfängerfehler sicherlich nicht passieren. Erfolgserlebnisse im Rahmen der Aktienanlage werden sich schneller einstellen. Im Folgenden wollen wir Ihnen nun noch einige Tipps mit auf den Weg geben, um das Risiko eines Geldverlustes weiter zu minimieren:
  • Unverzichtbar ist das Arbeiten mit den so genannten Stoppkursen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass das Auf und Ab der Börse einen starken, psychologischen Einfluss auf die Marktteilnehmer hat. Wenn die Kurse fallen, haben die Anleger ein ungutes Gefühl - sie neigen dann eher dazu, auf die Verkäuferseite zu gehen. Andererseits verursacht eine steigende Börse allseits gute Stimmung und suggeriert, dass es wohl ab sofort immer nur aufwärts gehen dürfte! Um zu vermeiden, aufgrund der allgemein bei Kursrückgängen herrschenden Nervosität zu früh zu verkaufen, setzt man Stoppkurse. Dies sind zumeist durch die Charttechnik erkennbare, markante Kursniveaus. Wenn diese unterschritten werden, ist in der Tat von weiteren Kursverlusten in größerem Umfang auszugehen. Das bedeutet: Wenn dieser Stoppkurs unterschritten ist, wird verkauft - aber nicht vorher! Wichtig ist hierbei folgendes: Bereits direkt beim Kauf eines Engagements sollte ein erster Stop gesetzt werden, und zwar am besten auf das Niveau der nächsten, unter dem aktuellen Kurs liegenden, markanten Kursmarke - auch "Unterstützung" genannt. Wenn die Kurse dann wie erwartet in die Gewinnzone laufen, sollte diese Stopmarke nach oben angeglichen werden (man nennt dies "Nachziehen des Stoppkurses"), um die steigenden Gewinne effektiv abzusichern.
  • Eine für den langfristigen Erfolg sehr bedeutende Qualität ist absolute Flexibilität. Die Börsen sind zum Bersten voll von interessanten Gewinnchancen - man muss sie nur sehen können. Daher macht es wenig Sinn, sich nur auf einige wenige Bereiche zu spezialisieren. Beobachten Sie nicht nur den heimischen Aktienmarkt, sondern schauen Sie auch auf den amerikanischen und europäischen Aktienmarkt, werfen Sie immer mal wieder einen Blick auf die großen Leitwährungen der Welt wie Dollar und Euro, und beobachten Sie die Kurse von Anleihen. Schnell werden Sie Zusammenhänge zwischen den vordergründig eigenständigen Bewegungen erkennen, und die vielen, auf den ersten Blick verwirrenden Puzzlestückchen setzen sich zu einem großen Bild der globalen Finanzmärkte zusammen. Halten Sie also die Augen in allen Märkten offen und - auch das ist sehr wichtig - in alle Richtungen. Es ist nämlich statistisch belegt, dass neunzig Prozent der Anleger immer nur auf steigende Kurse spekulieren. Das ist schade, denn dadurch entgehen ihnen natürlich einige fantastische Gewinne durch Spekulation auf fallende Kurse.
  • Daraus ergibt sich automatisch ein weiterer Vorteil für Sie: Wenn Sie sich mit Ihren Investments nicht nur auf ein Marktsegment beschränken, werden sich Ihre Gewinne weitaus gleichmäßiger entwickeln. Denn auch wenn man einmal falsch liegt - ein anderer Teil Ihres Depots liegt dann im Plus, der ein kleines Minus schnell wieder ausgleicht. Das Zauberwort für eine derart vielseitige Anlagestrategie heißt "Diversifikation" und bedeutet eben nicht anderes, als dass man seine Investments auf mehrere Standbeine stellt und dadurch das Risiko eines Totalverlustes ausgleicht.

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