Spotlight: Überlegungen zur Schattenwirtschaft
von Oliver Lexa

In diesem Artikel wollen wir uns einmal einige Gedanken zum Thema "Schattenwirtschaft" machen. Dabei interessieren uns insbesondere die Hauptursachen, das Ausmaß, sowie die Effekte und Ergebnisse der Schattenwirtschaft liegen.

Als Hauptursache dieser "Wirtschaftsform" ist vor allem die Belastung durch Steuer- und Sozialversicherungsabgaben zu nennen. Diese liegt zwischen 45 bis 55% und die Tendenz geht dahin, das diese Belastung noch weiter ansteigen wird. Aber dies ist nur ein Punkt. Ebenso muss man die staatlichen Transferleistungen, hauptsächlich im sozialen Bereich (4 bis 11%), insbesondere bei niedriger Erwerbsquote anführen. Dies führt dazu, dass der Anreiz für Arbeitslose und Frührentner sehr hoch ist, das Einkommen durch eine zusätzliche Arbeit im "grauen Sektor" zu verbessern, ohne die staatlichen Transferleistungen zu verlieren. Man sollte aber auch die zunehmende Arbeitszeitverkürzung nicht außen vor lassen. Denn dadurch vergrößert sich die allgemeine Zeit und damit die Möglichkeit überhaupt in der Schattenwirtschaft tätig zu werden.
Man muss natürlich zugeben, das es auch oft auf die einzelne Person ankommt, d.h. wie die subjektive Einschätzung der Steuer- und Sozialversicherungsbelastung angesehen wird. Nicht jeder Mensch möchte "schattig" arbeiten.

Wie groß ist nun eigentlich das Ausmaß der Schattenwirtschaft? Nehmen wir an, das sich die Schattenwirtschaft folgendermaßen definiert:

Als Schattenwirtschaft werden diejenigen Tätigkeiten gerechnet, die in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung eine Wertschöpfung darstellen, in den bestehenden amtlichen Statistiken aber nur zum Teil ausgewiesen werden.Hierbei wird die freiwillige Arbeit in wohltätigen Organisationen und die gesamte in privaten Haushalten geleistete Arbeit ausgeschlossen. Es wird ebenfalls keine rein finanzielle Transaktion, welche keine Wertschöpfung erzielt, zur Schattenwirtschaft gerechnet.

Man kann zusammenfassen, dass es schwer ist, eine "einheitliche" Definition für Schattenwirtschaft zu finden, so daß man sich nur auf eindeutige Fälle beziehen kann. Schwarzarbeit zu erfassen ist schwierig, weil eigentlich - und logischerweise - kein Beteiligter dies laut äußern würde. Aber trotz allem, hinterläßt die Schwarzarbeit Spuren und diese kann man verfolgen. Entweder durch Befragung auf freiwilliger Basis der Bevölkerung, oder durch statistische Erhebungen zur Steuerhinterziehung durch die Finanzbehörde. Letzteres enthält aber oftmals nur den "offensichtlichen" Teil der Schwarzarbeit und somit sind diese Informationen für eine langfristige Entwicklung nicht aussagekräftig.

Was kann man also machen?
Eine Lösung ist es, die Unterschiedsbeträge zwischen Einnahmen und Ausgaben auf der Ebene der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als auch auf der Ebene der Individualhaushalte sowie die Ermittlung des Unterschiedsbetrags zwischen tatsächlicher und offizieller Erwerbsquote zu ermitteln. Auch wenn dies für den Laien ziemlich schwierig zu verstehen ist, kann ich sie beruhigen, dass trotz dieser höchst mathematischen Betrachtungsweise verblüffende Ergebnisse gefeiert werden können. Die Schätzungsbandbreiten liegen relativ nahe zusammen und wenn man über mehrere Jahre hinweg vergleicht, liefern sie ein sehr gutes Bild darüber, in welchem Maß die Schattenwirtschaft zunimmt. Nach einer neueren Hochrechnung kamen die Wirtschaftsexperten in Deutschland auf einen unglaublich hohen Betrag für das Jahr 2002. Demnach soll die Schattenwirtschaft mit durchschnittlich fast 350 Milliarden Euro "florieren". Tendenz steigend. Betrachtet man nun andere Länder erkennt man, dass auch diese Länder mit steigenden Zahlen zu kämpfen haben. Deutschland liegt hierbei im Mittelfeld, aber die Schattenwirtschaft wächst kontinuierlich. Da beruhigt es auch wenig, wenn Länder wie Skandinavien oder die meisten südeuropäischen Länder deutlich höher liegen.

Was bewirkt die Schattenwirtschaft?
Die Schattenwirtschaft fügt der Allgemeinheit nicht unbeträchtlichen Schaden zu, denn die Aktivität der Schattenwirtschaft entzieht sich der Steuer- und Abgabebelastung, welche die in der offiziellen Wirtschaft tätigen Akteure tragen müssen. Die Ungerechtigkeit wird deutlich, wenn man sich überlegt, dass die Schattenwirtschaft die rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen in Anspruch nimmt, ohne sich an deren Kosten zu beteiligen.

Aber ganz zum Teufel jagen darf man die Schattenwirtschaft auch nicht. Durch sie erfolgt eine Ausweitung sowohl der Nachfrage als auch des Angebotes an Gütern und Dienstleistungen, welche durch die offizielle Wirtschaft nicht ausgelöst worden wäre. Schattenwirtschaft führt (in Deutschland) zu einer Produktionsausweitung, denn der inoffizielle Sektor benötigt Vorprodukte und Rohmaterialien, deren Einkäufe in der offiziellen Wirtschaft zu höheren Aufkommen von Umsatzsteuer auslöst. Und noch etwas ist wichtig: Die Schattenwirtschaft schafft Einkommen, welches in anderen Wirtschaftsbereichen neues Einkommen schafft und damit die steuerlichen Mindereinnahmen abschwächt.

Aber eines muss bewusst werden: Es ist sehr schwierig eindeutige Aussagen über die Größenordnung und die Effekte der Schattenwirtschaft auf die Staatsfinanzen zu machen, da die gesamte Wirtschaft, als logischen Gründen, sehr undurchsichtig ist. Selbst Modelle, die die Interaktion zwischen offizieller Wirtschaft und Schattenwirtschaft simulieren sollten, lieferten bisher wenig brauchbare Hinweise.

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